Silum Bruderhof

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Gedenkfeier

Enthüllung des Steins und Podiumgespräch
7 September 2024

Von 1934 bis 1938 war im Gasthaus Silum und umliegenden Hütten eine Niederlassung einer christlichen Gütergemeinschaft namens Bruderhof, die 1920 in Deutschland entstand. Der Ort diente als Zuflucht vor dem zunehmenden Druck, den die Nazis auf die Gemeinschaft in Deutschland ausübten. Die Gruppe war die größte zivile Flüchtlingsgruppe, die Liechtenstein zwischen 1933 und Kriegsende bei sich aufnahm.  

Als Zeichen der Dankbarkeit für diese historische Aufnahme durch die Bürgerinnen und Bürger Liechtensteins führte der Bruderhof am 7. September 2024 — ungefähr 90 Jahre nach der Gründung der kleinen Bruderhof-Niederlassung — eine Gedenkveranstaltung in Silum und Triesenberg durch.

Die Feier begann oberhalb von dem ehemaligen Gasthaus Silum, das damals das Zentrum der Bruderhofsiedlung bildete. Ein strahlend blauer Himmel und eine warme Herbstsonne beleuchteten die Wiesen. Selbst die alljährliche Alpabfahrt, bei der die Kühe von den Hochweiden ins Tal getrieben werden, hat zwar einige Teilnehmer gebremst, aber niemanden abgehalten.

Zu den Gästen gehörten sowohl Bruderhof-Mitglieder aus Österreich, Deutschland, England und den Vereinigten Staaten und Freunde aus Deutschland, der Schweiz und Österreich als auch eine Reihe von Einheimischen, von denen viele mit den Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern über den sogenannten Alm Bruderhof aufgewachsen waren.

Nach einleitenden Worten von Pastor Andi Zimmerman von der Bruderhof Gemeinde Österreich sprach Prinz Nikolaus von und zu Liechtenstein als Vertreter des Fürstenhauses zu den Anwesenden. (Seine Rede kann hier auf Deutsch und Englisch nachgelesen werden - oder Video hier ansehen.) Danach überbrachte Paul Riedmann Worte der Unterstützung von Bischof Dr. Benno Elbs, dem Bischof von Feldkirch und dem Apostolischen Administrator der Diözese Vaduz.

Dann kam der große Moment: die Enthüllung des Gedenksteins. Der Stein, ein Findling, der mit Erlaubnis und Unterstützung der Alpgenossenschaft Silum aus einem nahe gelegenen Feld gezogen wurde, steht neben einem Wegweiser, an dem viele Wanderer Halt machen. (Nicht wenige kamen während der Veranstaltung vorbei und waren etwas verwundert, so viele Menschen dort oben anzutreffen!) Er soll durch ein paar Sätze und einen Link zu dieser Website dazu dienen, über diesen relativ unbekannten Kapitel der Geschichte von Silum zu informieren. Den Text, der auf einer Niro Gedenktafel graviert steht, kann man unten lesen.

Fünfundzwanzig Bruderhof-Jugendliche, deren Groß- oder Urgroßeltern in den 1930er Jahren auf dem Alm Bruderhof in Silum lebten, entfernten feierlich das Tuch, das den Stein bedeckte. Es folgten Dankgebete von katholischen und protestantischen Pastoren, die Aufführung eines neuen, für diesen Anlass geschriebenen Liedes und das gemeinsame Singen ökumenischer Hymnen.

Die Gäste fuhren dann die gewundene Straße hinunter nach Triesenberg und versammelten sich in dem großen Sankt Theodul Saal, den uns die Gemeinde Triesenberg in ihrem Verwaltungsgebäude großzügig und kostenlos zur Verfügung stellte. Videogrußworte vom leitenden Pastor des Bruderhofs J. Heinrich Arnold aus New York und von Christoph Kardinal Schönborn, dem Erzbischof von Wien, eröffneten den zweiten Teil der Feier. (Beide Videos kann man unten anschauen.)

Danach, in einer Podiumsdiskussion die von Kim Comer moderiert wurde, sprachen sechs Referenten über folgende Themen:

• Dekan Paul Riedmann (Dekan und Ökumene-Beauftragter, Diözese Feldkirch): Biblische Themen der Christenverfolgung und ihr Bezug zur Geschichte und Erfahrung des Bruderhofs (Video hier ansehen)
• Max Eugster (Theologe, Hutterer Arbeitskreis Tirol-Südtirol): Die Geschichte der Liechtensteiner Familie, die während der Reformation verfolgte Christen in Mähren aufnahm (Video hier ansehen)
• Dr. Thomas Nauerth (Theologe und Professor, Universität Osnabrück): Historische Fakten und Chronologie der Bruderhof-Situation in Deutschland der 1930er Jahre, Flucht nach Liechtenstein und Gründung des Silum Bruderhofs (Video hier ansehen)
• Hubert Sele (ehemaliger Gemeindevorsteher Triesenbergs; Historiker): Geschichte der Walser (Gründer von Triesenberg), Ähnlichkeiten ihrer Vertreibung aus der Heimat und ihrer Ansiedlung in Liechtenstein mit den Erfahrungen des Bruderhofs; eine kurze Geschichte des Silumer Gebiets (Video hier ansehen)
• Marianne Wright (Redakteurin, Plough Publishing; Bruderhof Mitglied): Persönliche Geschichten aus den Silumjahren, die sie von ihren Großeltern gehört und aus historischen Quellen wie Briefe und Tagebücher entnommen hat (Video hier ansehen)
• Reinhard Kummer (Mitglied des Vorstandes der Mennonitsche Freikirchen Österreich): Bedeutung der Ökumene für die modernen Freikirchen (Video hier ansehen)

Gegen Ende der Diskussion richtete auch der derzeitige Vorsteher von Triesenberg, Christoph Beck, einige Grußworte an die Gäste aus.

Bei einem anschließenden Apero mischten sich Publikum und Referenten, um Fragen und Gedanken auf ganz entspannter Art auszutauschen.

Das Thema des Tages, das in vielen Beiträgen widergespiegelt wurde und auch als Überschrift auf der Gedenktafel eingraviert steht, kam vom Matthäusevangelium 25,35: "Denn ich war ein Fremder bei euch, und ihr habt mich aufgenommen".

Dieses Thema drückte durch ihre großartige Unterstützung die Gemeinde Triesenberg und die Alpgenossenschaft Silum auf ganz handfester Art und Weise auch aus. Dafür sind wir sehr dankbar!

Die Vaduzer Zeitung Vaterland Union veröffentlichte am 8. September 2024 einen Artikel über die Veranstaltung (der hinter einer Paywall steht) und eine Fotogalerie (die kostenlos zu sehen ist).

BILDER - SILUM UND UMGEBUNG

BILDER - IM SANKT THEODUL SAAL, TRIESENBERG